Die emanzipatorische Handlung von Ibsens Original spielt kaum eine Rolle. Ben Yishai interessiert sich mehr für theaterimmanente Unterdrückungsmechanismen und rückt die Nebenfiguren in den Vordergrund. „Nora“ ist bei ihr eine erfolgreiche Show, mit der die Hauptdarstellerin und ihr Mann seit 140 Jahren um die Welt touren. Der Rest des Ensembles wurde längst entlassen – darunter all die Dienstmädchen und Paketboten, die keinen Namen und fast keinen Text haben. Ben Yishai lässt sie den Aufstand proben. Und vergisst nicht zu erwähnen, dass wir auch von der Titelheldin nur den Vornamen kennen.
Wolfgang Kralicek
Schauspiel Hannover
Aus dem Englischen von Gerhild Steinbuch
Im Anschluss: Öffentliche Jurydebatte zur Vergabe des Mülheimer Dramatikpreis 2024